1. Bingener Kaninchentag

v.l. Dr. Harry Arts (NL), Jan Friedrich (L), Prof. Dr. Steffen Hoy (D), Bernd Graf (D, Präsident des ZDRK), Jürgen Vedder (D), Prof. Dr. Georg Dusel (D, Vorsitzender der Deutschen Gruppe der WRSA), Florian Lohkamp (D), Thomas Bauer (D). Foto: Michael F. Krause (HK-Verlag, Kaninchenzeitung)

Am 24.10.2023 fand der von der Deutschen Gruppe der World Rabbit Science Association (WRSA) organisierte 1. Bingener Kaninchentag mit dem Thema „Herausforderungen in der Kaninchenhaltung – Neues aus Wissenschaft und Praxis“ statt. Etwa 50 Personen, darunter Kaninchenzüchter und -halter, Tierärzte, Vertreter der Mischfutterindustrie, von Behörden sowie aus der Wissenschaft, nahmen an der Veranstaltung teil. Auch Gäste aus Luxemburg, den Niederlanden und Österreich fanden den Weg nach Bingen.

Es wurden sieben Vorträge gehalten. Jan Friedrich aus Luxemburg berichtete über die Konzeption zur Einrichtung einer gewerblichen Kaninchenhaltung in seinem Heimatland und verglich die tierschutzrechtlichen Regelungen in Luxemburg, Deutschland, Belgien und Frankreich. Er wies darauf hin, dass in Deutschland die mit Abstand schärfsten Regelungen gelten, die wettbewerbsverzerrend im Vergleich mit anderen EU-Staaten wirken.

Der Präsident des ZDRK, Bernd Graf, sprach in seinem Vortrag über die Erhaltung seltener Kaninchenrassen und schlug eine Reihe von Maßnahmen dazu vor. Der Tierarzt Dr. Harry Arts stellte die Ergebnisse einer vom ZDRK initiierten (Ohr-)Untersuchung zu Anomalien bei Widderkaninchen vor und konnte nachweisen, dass die von Tierschutzorganisationen erhobenen Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehren.

Thomas Bauer, der Geschäftsführer eines großen Kaninchenzucht- und Mastbetriebes, informierte über die Haltung von Mastkaninchen in Tierwohlstufe 3. Dazu werden die Tiere in einem Stall mit Zugang zu Außenklima gehalten, um die Vorgaben des Handels zu erfüllen.

Florian Lohkamp (Tierärztliche Hochschule Hannover) beantwortete die Fragen, ob Kokzidiostatika im Mischfutter für Jungkaninchen immer nötig und nützlich sind und ob Oregano eine Alternative darstellt. Bemerkenswert war seine Feststellung, dass die seit vielen Jahren eingesetzten Kokzidiostatika nicht mehr wirksam sind.

Der Vortrag von Jürgen Vedder, Geschäftsführer der Mischfutter Werke Mannheim GmbH, widmete sich dem Einfluss des Pelletierprozesses auf die Struktur des pelletierten Futters und ging auf die Zusammenhänge zwischen Mahlfeinheit und Pelletgröße ein.

Zum Abschluss referierte Prof. Dr. Steffen Hoy über die Gruppenhaltung von Häsinnen mit Jungen und schlussfolgerte anhand vieler wissenschaftlicher Ergebnisse und praktischer Erfahrungen, dass diese Haltung wegen schwerwiegender negativer Auswirkungen auf Gesundheit, Verhalten und Leistungen von Häsinnen und Jungtieren als tierschutzwidrig eingestuft werden muss.

Die Tagung wurde durch die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Georg Dusel, insbesondere Susan Loske und Petra Harig, perfekt organisiert. Dem Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V., den Mischfutter Werken Mannheim GmbH und der Kaninchenzeitschrift danken die Organisatoren sehr herzlich für die Unterstützung.

Kontakt: Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de

Vorträge:

Leider stehen nicht alle Vorträge zum Download bereit.